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Der Deutschlandtakt

Erst der Fahrplan, dann der Bauplan
Der Deutschlandtakt. Anklicken zum Ansehen. Quelle: DB Netz AG
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Überblick: Der Deutschlandtakt

  • Wir beschreiben hier die Ziele und den Aufbau des Deutschlandtakts, den integrierten Takt-Fahrplan für ganz Deutschland.
  • Fachleute begannen im Jahr 2016 damit, den Taktfahrplan zu entwickeln. Im Sommer 2022 zeigten Fachleute, dass der Deutschland-Takt wirschaftlich umgesetzt werden kann. Der volkswirtschaftliche Nutzen ist größer als die Kosten für die baulichen Maßnahmen.
  • Das Bahnprojekt Hannover–Bielefeld muss 31 Minuten erreichen, damit der Taktfahrplan zwischen Hamm und Hannover klappen kann.

Der Deutschlandtakt hat drei Ziele

  • Züge einer Linie fahren immer zur selben Minute los. Also um 8:10, 9:10 und so weiter.
  • Züge unterschiedlicher Linien kommen gleichzeitig im Bahnhof an.
  • Passt die Fahrzeit nicht zum Takt? Dann prüfen Fachleute: Geht es schneller?
    • 2016 beauftragt das Verkehrsministerium Fachleute. Der 1. Deutschlandtakt  von 2018 enthält: 31 statt 48 Minuten für Hannover–Bielefeld. 54 statt 76 Minuten für Hannover–Hamm. Verbände werden beteiligt.
    • 2020 zeigen Gutachter: Der Ausbau von Hannover–Bielefeld für 31 Minuten Fahrzeit ist wirtschaftlich. Die Bahn plant mit diesem Ziel.
    • Am 19. April 2021 erörterte das Plenum den Deutschland-Takt mit Florian Böhm (Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur), Ingulf Leuschel (Koordinierungsgruppe Deutschlandtakt beim BMVI ), Prof. Dr. Wolfgang Hesse (LMU München), Rainer Engel (Initiative Deutschland-Takt, Fahrgastverband PRO BAHN) und Philipp Schröder (SMA und Partner AG).

Integrierter Taktfahrplan. Was ist das?

Der Deutschlandtakt ist ein integrierter Taktfahrplan für ganz Deutschland. Integriert oder integral heißt hier abgestimmt. Alle Bahnlinien fahren aufeinander abgestimmt. Möglichst viele Nah- und Fernzüge kommen gleichzeitig im Bahnhof an. Fahrgäste steigen in alle Richtungen um. Weiter geht's. Am nächsten Bahnhof dasselbe. Wartezeit und Fahrzeit werden kürzer. Grenzen setzt aber die Zahl der Bahnsteige.

Taktfahrplan heißt: Die Züge fahren regelmäßig stündlich oder halbstündlich immer zur selben Minute. Also etwa um 8:05 Uhr, 8:35, 9:05, 9:35, 10:05 und so weiter. Der Blick in den Fahrplan wird überflüssig. Dazwischen fahren Güterzüge.

Die Züge beider Richtungen einer Linie sollen sich am Bahnhof treffen. (Also von Hannover nach Hamm und zurück). Das klappt, wenn Fahrzeit plus Umsteigezeit die Hälfte der Taktzeit beträgt. Oder ein Vielfaches davon. Beim 60-Minuten-Takt also 30, 60, 90 Minuten und so weiter. Beim 30-Minuten-Takt 15, 30, 45 Minuten und so weiter. Fahrzeit plus Umsteigezeit nennen Fachleute Kantenzeit.

Der Fahrplan und die Bahnstrecken müssen regelmäßig weiterentwickelt werden. Schließlich wurde 180 Jahre lang ohne Taktfahrplan geplant. Die Schweiz macht dies seit rund 40 Jahren. Mit Erfolg.

Wegen des Klimawandels dürfen wir keine Zeit verlieren. Wir müssen jetzt beginnen und den bundesweiten Deutschlandtakt umsetzen. Das fördert eine umweltfreundliche Alternative zu Flugzeug, Auto und Lastwagen.

Hannover–Bielefeld ist dabei das zentrale Projekt, um Ost und West besser zu verbinden.

Deutschlandtakt

  • Klarer Takt: Züge fahren regelmäßig. Alle 30 oder 60 Minuten. Der Blick in den Fahrplan wird überflüssig.  
     
  • Integriert vor Ort: Züge kommen gleichzeitig im Bahnhof an. Kurze Wartezeit. Kurze Fahrzeit.  
     
  • Integriert im Netz: Der Takt klappt in vielen Bahnhöfen. Die Fahrzeit zwischen Bahnhöfen muss beim Stundentakt ein Vielfaches von 30 Minuten betragen. Also 30, 60 oder 90 Minuten. Dann treffen sich die Züge zur vollen oder halben Stunde in den Bahnhöfen. Für Hamm–Hannover sind 54 Minuten optimal. 6 Minuten für's Umsteigen.

 

54 Minuten Hannover–Hamm | 31 Minuten Hannover–Bielefeld

Wichtig sind vor allem die 54 Minuten Fahrzeit für Hannover–Hamm. Dann klappen der 60- und 30-Minuten-Takt. Denn in Hamm und Hannover treffen sich viele Fernzüge. Die nötigen 22 Minuten weniger Fahrzeit können wir vor allem durch Umbau der kurvigen und längeren Strecke Hannover–Bielefeld gewinnen. Das zeigt bereits ein Blick auf die Landkarte.

31 Minuten für Hannover–Bielefeld sind nicht optimal für den Deutschlandtakt. Aber da sich in Bielefeld keine Fernstrecken kreuzen, ist die Abweichung vom Ideal unter 30 Minuten vertretbar. Die meisten Anschlüsse zum Nahverkehr gelingen.

Bereits das Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSWAG ) von 2016 plant mit "voraussichtlich acht Minuten" Zeitgewinn für den Deutschlandtakt. "Voraussichtlich"! Denn das Ministerium hatte erst wenige Monate vorher Fachleute beauftragt, den Deutschlandtakt zu entwickeln.

2018 legen die Gutachtenden den 1. Entwurf vor. Hannover–Bielefeld werden darin 17 Minuten schneller verbunden. Intensive Gespräche mit vielen Interessengruppen bestätigen die 17 Minuten. Nach dem 2. Entwurf wird grob die Wirtschaftlichkeit geprüft. Auch im 3. Entwurf stehen die 17 Minuten Zeitersparnis.

Der Ausbau von Bielefeld–Hamm auf Tempo 300 kann weitere 5 Minuten sparen. So wird Hannover–Hamm in 54 Minuten möglich. Das passt perfekt zum Deutschlandtakt.

Wenn bauen, dann mit wirtschaftlichem Nutzen

2020 bestätigen die Gutachtenden von Intraplan Consult und TTS Trimode: Die bauliche Umsetzung von 31 Minuten Fahrzeit bei Tempo 300 ist wirtschaftlich. Der Nutzen ist größer als die Kosten.

Nach der Fertigstellung werden je Jahr etwa 10 Millionen Fahrgäste die Strecke nutzen. So die Prognose. Diese 10 Millionen Fahrgäste profitieren von kürzeren Fahrzeiten. Wenn schon bauen, dann mit großem Nutzen.

Beim Deutschlandtakt addieren sich Fahrzeitgewinne. Aus 17 Minuten für Bielefeld–Hannover werden für Reisende zwischen Münsterland und Sachsen-Anhalt bis zu 42 Minuten Gewinn. Berlin–Düsseldorf gewinnt 40 Minuten.

Und obwohl der Anschluss von Bielefeld nach München weiterhin in Hannover verpasst wird, sinkt die Fahrzeit um 40 Minuten. Die Fahrgäste profitieren vom neuen Halbstundentakt und dem geplanten Neubau Würzburg–Nürnberg. Ebenfalls ein Vorschlag des Deutschlandtakts. Diese Gewinne an Zeit nützen auch den Menschen auf dem Land, die mit dem Nahverkehr starten.

Passen auch andere Fahrzeiten als 31 Minuten zum D-Takt?

Grundsätzlich sind andere Fahrzeiten als 31 Minuten für Hannover–Bielefeld denkbar. Aber: Der vorliegende 3. Entwurf des Deutschlandtakts beruht auf vier Jahren gutachterlicher Arbeit und intensiven Abstimmungen mit vielen Interessengruppen. Soll das alles wiederholt werden?

Die Planung berücksichtigt 990.000 Knoten und 1.000.000 Kanten im komplexen deutschen Schienennetz. Alles ist mit allem verbunden. Wird eine Stelle geändert, dann ändern sich viele andere Stellen. Die Arbeit beginnt von vorne.

Bei kleineren Änderungen mit wenigen Minuten könnten Gutachtende prüfen: Passt das in den bestehenden Deutschlandtakt? Können wir ein paar Minuten schieben?

Größere Fahrzeitänderungen wie 41 statt 31 Minuten erfordern hingegen umfassende Änderungen am gesamten Deutschlandtakt. 

Wichtig ist: Auch für 41 Minuten braucht es Neubauabschnitte. Ein bloßer Ausbau des zweigleisigen Bereichs zwischen Wunstorf und Minden reicht nicht. So müssen Wunstorf und Minden voraussichtlich dennoch umfahren werden.

Die Gutachtenden haben beim 2. Entwurf des Deutschlandtakts gezeigt: Ausbauten zwischen Hannover und Magdeburg zur Beschleunigung des Fernverkehrs sind unwirtschaftlich. Im übrigen wurde der reine Ausbau des Bestands "ABS Minden–Haste/ ABS/NBS Haste–Seelze" bereits 2010 vom Bundesverkehrsministerium als unwirtschaftlich verworfen.

Die Umsetzung des Deutschlandtakts soll nicht mit unwirtschaftlichen Baumaßnahmen belastet werden. Wer die 31 Minuten für Hannover–Bielefeld wesentlich ändern möchte, muss den Deutschlandtakt neu entwerfen mit unklarem Ausgang und vielen Jahren Verzögerung.

Deshalb plant die Bahn jetzt. Deshalb untersucht die Bahn alle Möglichkeiten: Bestandsausbau. Neue Trassen-Alternativen. Kombi-Lösungen. Deshalb beteiligt die Bahn die Region von Beginn an.

Am Ende entscheiden Behörden und Bundestag, was umgesetzt wird.

Wer hat den Deutschlandtakt entwickelt?

Der Deutschlandtakt und seine Umsetzung hat viele Väter und Mütter. Die aktuelle Diskussion geht auf das Jahr 2008 zurück. 2008 gründeten sechs Personen aus dem Verkehrsbereich die Initiative Deutschlandtakt. 2009 und 2013 stand der Deutschlandtakt in den Koalitionsverträgen. 2016 beauftragte die Bundesregierung Fachleute mit der Planung.

Die Zwischenergebnisse, Varianten und Ergebnisse zum Deutschlandtakt diskutierten die Gutachtende mit der AG1 des Zukunftsbündnisses Schiene. Jetzt heißt diese Gruppe Koordinierungsgruppe Deutschlandtakt. Hier hinterfragen Interessengruppen die Gutachterentwürfe. Beteiligt sind:

  • Allianz pro Schiene
  • Allrail
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (BAG-SPNV , 4 feste Aufgabenträger)
  • Bundesländer, geführt vom Land das Verkehrsministerkonferenz vorsteht
  • Bundesnetzagentur
  • Bundesverkehrsministerium
  • DB AG
  • Eisenbahnbundesamt
  • Flixtrain
  • Gewerkschaft der Lokomotivführer Deutschlands
  • Mofair (Bündnis für fairen Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr, Hans Leister)
  • Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE)
  • Pro Bahn (Fahrgastverband)
  • Verkehrsclub Deutschland (VCD)

Als Gutachtende wirken mit: sma und Partner (Schweiz), VIA Consulting&Development GmbH, Intraplan Consult GmbH, Verkehrswissenschaftliches Institut der RWTH Aachen, CP/COMPARTNER und Universität Passau, Lehrprofessur für Öffentliches Recht.

Chronologie des Deutschlandtakts

Die Schweiz führt einen nationalen Taktfahrplan ein. Seither wird dieser Fahrplan alle paar Jahre weiter optimiert. Zuletzt haben die Schweizer beispielsweise in Zürich einen zusätzlichen Tunnel für den überlasteten Hauptbahnbahnhof gebaut.

Im Frühjahr 2008 gründen sechs Personen die "Initiative Deutschlandtakt". Die gemeinsamen Ziele: Bahnfahren soll attraktiver werden. Mehr Menschen sollen die umweltfreundliche Bahn nutzen.

Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP nimmt den Deutschland-Takt auf. "Wir werden die Vorschläge zur Einführung eines Deutschlandtaktes im Schienenpersonenverkehr einer sorgfältigen Überprüfung unter Beteiligung der Länder unterziehen." (WACHSTUM. BILDUNG. ZUSAMMENHALT. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP, 2009)

Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wird der Deutschland-Takt als Ziel aufgenommen. "Die Planung der Schienenwege werden wir am Ziel eines Deutschland-Takts mit bundesweit aufeinander abgestimmten Anschlüssen sowie leistungsfähigen Güterverkehrstrassen ausrichten." (Deutschlands Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 2013: Seite 31)

Die 2013 beauftragten Fachleute vom Institut für Verkehrswesen, Eisenbahnbau und -betrieb der Technischen Universität Braunschweig zeigen: Ein Deutschland-Takt ist betrieblich, technisch und rechtlich machbar.

Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) legt den Bundesverkehrs­wegeplan für die Zeit 2030 und später vor. Erstmals plante das BMVI mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung. Der Plan ist die Grundlage für das Bundesschienen­wege­ausbau­gesetz.

Zeitnah zur Fertigstellung des Bundesverkehrswegeplans beauftragt das Bundesverkehrsministerium (BMVI) Gutachter. Die Gutachter sollen einen integrierten Taktfahrplan für das deutsche Schienennetz entwickeln - den Deutschland-Takt.

Am 23.12.2016 beschließt der Bundestag das Bundesschienenwegeausbaugesetz. In der Anlage zu §1 werden die vordringlichen Projekte aufgelistet. Dazu gehört "ABS/NBS Hannover–Bielefeld". Mit einer Fußnote wird ergänzt: "Ohne Querung Seelze-Süd und ohne Tunnel Jakobsberg unter der Maßgabe, dass die für einen Deutschland-Takt erforderliche Fahrzeitverkürzung von voraussichtlich acht Minuten erreicht wird." (Der 1. Entwurf des Deutschlandtakts von 2018 konkretisiert die Fahrzeit auf 17 Minuten.)

Bereits im 1. Entwurf des Deutschland-Takts stehen für Hannover–Bielefeld 31 Minuten Fahrzeit. 17 Minunten schneller als heute. Für Hannover–Hamm 54 Minunten plus sechs Minunten für's Umsteigen. Für Hannover–Hamm passt der Takt. Die etwas zu lange Fahrzeit für Hannover–Bielefeld ist verschmerzbar. Denn die meisten Züge des Nahverkehrs werden in Bielefeld erreicht. Und kreuzende Fernzüge gibt es nicht.

Nach dem 2. Entwurf des Deutschlandtakts schätzten die Gutachtenden grob die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahmen. Baumaßnahmen mit höheren Kosten als Nutzen wurden aus dem Deutschlandtakt herausgenommen. Die beschleunigenden Maßnahmen zwischen Berlin und Dortmund werden weiter betrachtet. Das gilt auch für Hannover–Bielefeld.

Im 3. Entwurf haben die Gutachter grobe Kostenbetrachtungen und Anregugnen von Interessengruppen eingearbeitet. Am 15. Juli wird der Entwurf in einer Akteurskonfernz besprochen. Die 31 Minunten für Hannover-Bielefeld und 54 Minunten für Hannover-Hamm bleiben erhalten.

Im Sommer 2021 wollen die Gutachtenden genauere Aussagen zur Wirtschaftlichkeit aller baulichen Maßnahmen vorlegen. Für Hannover-Bielefeld hatten Fachleute diese Betrachtungen im vorhinein vorgenommen. So konnten die Planungen bereits Ende 2020 beginnen.

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Die Linie FV19.b (Paris – Berlin) bildet zwischen Köln und Hannover einen Stundentakt (Abweichung maximal eine Minute) mit der Linie FV92, welche einen Fahrzeugeinsatz von 230 km/h vorsieht. Durch den Stundentakt wird der Kapazitätsverbrauch im Zusammenhang mit stündlichen Regionalverkehrslinien reduziert und somit weiterer Infrastrukturausbau vermieden. Bei der Trassierung der Linien FV19.b/FV92 ist eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h zwischen Köln und Hannover ausreichend, um in das Fahrplangefüge im Rhein-Ruhr-Korridor sowie im Knoten Hannover eingefügt werden zu können. Die FV-Linie 19.b nutzt die Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h in Frankreich und Belgien sowie zwischen Hannover und Berlin aus. Zudem sind im Verspätungsfall so auch Reserven vorhanden.

Die Umsetzung der Idealparameter eines Integralen Taktfahrplas (ITF) bei besonders großen Knoten, wie es auch Hannover Hbf darstellt, ist nicht immer möglich. Aufgrund der Menge der Zuläufe und der entsprechenden Zugcharakteristiken würde dies für einen idealen Knoten zu viele Gleise und zu lange Aufenthalte der einzelnen Züge erfordern. Dies ist aufgrund der Innenstadtlage des Bahnhofes nicht wirtschaftlich umsetzbar. Das Ziel sind daher bestmögliche Anschlüsse und Korrespondenzen für die nachfragestarken Relation en. Dies ist in Hannover entsprechend den Rückmeldungen der Interessengruppen überwiegend gelungen. 

Die Umsetzung eines idealen ITF in Deutschland ist in untergeordneten Netzen mit wenig Linien möglich und sinnvoll. 

Leitmotiv war die Erstellung eines in sich kohärenten Angebotskonzepts, das auf makroskopischer Ebene technisch umsetzbar ist, aus dem eine ambitionierte, passgenaue Infrastrukturliste abgeleitet wird und das auf Zustimmung der Interessengruppen trifft. Die Zustimmung der Interessengruppen ist vor allem dadurch erreicht, dass die Inputs der Interessengruppen, also Zielreisezeiten, Konzepte, Fahrzeugbedarfe, politische Ziele und Ambitionen sowie Mengengerüste bestmöglich umgesetzt worden sind. Im Falle gegenläufiger Interessen sind den Interessengruppen Varianten vorgestellt worden, die qualitativ hinsichtlich verschiedener Kriterien, beispielsweise Zugverteilungen, Reisezeiten, Mengengerüste, Anschlüsse, produktionstechnische Elemente wie Umlaufbedarf oder Umsetzbarkeit von gewünschten zusätzlichen Halten, bewertet wurden.

Aus gesellschaftlichen und klimapolitischen Gründen findet seit mehreren Jahren in Deutschland ein Wandel in der Verkehrspolitik mit einer höheren Priorität für den Schienenverkehr statt. Zudem hat die Politik erkannt, dass sie als Eigentümer der DB AG eine aktivere Rolle einnehmen muss, um das Potenzial des Systems Eisenbahn noch besser auszuschöpfen. Aufgrund der bis dahin geltenden Steuermechanismen war die DB AG gehalten, primär ihr Wirtschaftsergebnis zu optimieren. Dies konnte dazu führen, dass Fehlallokationen im Streckenausbau erfolgten oder überzogene Einsparanreize gesetzt wurden. 

Die aktuelle Koalition hat dies erkannt und sich zum Ziel gesetzt, die Eisenbahnpolitik neu aufzusetzen und mit der Einrichtung des Amtes eines hochrangigen Beauftragten der Bundesregierung für den Schienenverkehr eine stärker führende Rolle eingenommen. Mit der Erkenntnis, dass das sektorale Denken durchbrochen werden muss, ist als Branchenzusammenschluss das Zukunftsbündnis Schiene gegründet worden. Ein Element ist dabei der Deutschlandtakt , der seitens der Länder bzw. Aufgabenträger und weiterer Interessengruppen gefordert wird und in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde. 

Die Planungen resultieren aus dieser politischen Rahmensetzung. Die Planungen zum Deutschlandtakt selber orientieren sich an der Methode der fahrplanbasierten Infrastrukturplanung gemäß dem Prinzip „Erst der Fahrplan, dann der Aus- und Neubau des Schienennetzes“. Sie sieht vor, dass Ausbauten zielgerichtet und auf Basis eines Angebotskonzepts erstellt werden. Möglicherweise zu gering dimensionierte Ausbauten, die sich schlecht in etablierte Angebotskonzepte einpassen lassen, werden so vermieden. Vorbild sind die entsprechenden Methoden zur Ausbauplanung in der Schweiz, in Österreich oder in den Niederlanden. Aufgrund des deutlich höheren Nutzungsgrades dieser Netze durch ihre Bürger (der durchschnittliche Schweizer fährt im Jahr rund 2,5 mal so viele Kilometer wie der durchschnittliche Deutsche Bürger) gelten diese Länder als Vorbild für eine zukunftsorientierte Eisenbahnplanung und –angebotsgestaltung. Die dort etablierte Planungsmethodik ist auch ohne weiteres auf Deutschland übertragbar und skalierbar. 

Zukunftsgerichtete Alternativen zu einem Deutschlandtakt sind nicht erkennbar, da alle weiteren bekannten Planungsansätze nicht das Gesamtnetz, sondern stets nur lokal geprägte Sichtweisen im Blick haben. Mit den Planungen zum Deutschlandtakt wird ein deutschlandweiter integraler Taktfahrplan mit kürzeren Umsteige-, Reise- und Transportzeiten ermöglicht.

Die Zwischenergebnisse, Varianten und Ergebnisse zum Deutschlandtakt wurden und werden der AG1 des Zukunftsbündnisses Schiene präsentiert. Diese AG1 wird gemäß Masterplan Schienenverkehr fortgeführt in der „Koordinierungsgruppe Deutschlandtakt“ (KD). Hier werden die Ergebnisse von den Interessengruppen kritisch hinterfragt und erörtert. Bei Bedarf wurde mit weiterem Input eine Iteration des Zielfahrplans durchgeführt. Ein darüberhinausgehender Review Prozess ist aufgrund der intensiven Interessengruppen-Einbindung nicht vorgesehen. 

Die vertretenen Interessengruppen sind insbesondere: 

  • Allianz pro Schiene e. V.
  • Allrail 
  • Bundesnetzagentur
  • Bundesverband SchienenNahverkehr (vormals BAG-SPNV ) e. V.
  • Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V.
  • DB AG (DB Netz AG, DB Fernverkehr AG, DB Cargo AG)
  • Deutscher Bahnkunden-Verband e. V. 
  • Deutscher Städtetag
  • Deutsches Verkehrsforum e. V. 
  • Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)
  • Eisenbahn-Bundesamt
  • Fahrgastverband Pro Bahn e. V. 
  • Flixtrain
  • Gewerkschaft der Lokomotivführer Deutschlands
  • Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
  • Mofair e. V. 
  • Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) e. V.
  • Verkehrsclub Deutschland (VCD) e. V.
  • Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) e. V.
  • Vertreter der Bundesländer unter der Koordinierung des Vorsitzlandes des Arbeitskreises Bahnpolitik der Verkehrsministerkonferenz
  • VPI - Verband der Güterwagenhalter in Deutschland e. V.

SMA ist unbekannt, mit welchem Arbeitsanteil sie sich in die Planungen zum Deutschlandtakt eingebracht haben. Die Form der Einbringung erfolgte mündlich z.B. im Rahmen der AG 1 bzw. KD, oder in schriftlicher Form. Die Ergebnisse der einzelnen Iterationen sind mit der Veröffentlichung der drei Gutachterentwürfe jeweils dokumentiert.

Informationen zum Auftragsumfang unterliegen der vertraglichen Geheimhaltungspflicht.

Die Beratungsleistungen von SMA umfassen die konzeptionelle Ausplanung des Deutschlandtakt es inkl. der fahrplanbasierten Infrastrukturableitung, die Interessengruppenbegleitung sowie fallweise anfallende zusätzliche Beratungsleistungen im Zusammenhang mit dem Deutschlandtakt. Dazu gehören Zuarbeiten zur Beantwortung von Fragen im politischen Raum, Sonderthemen wie die Entwicklung des Konzepts TransEuropExpress TEE 2.0 oder eine Umlaufplanung für den Deutschlandtakt. Die wirtschaftlichen Kennzahlen der SMA können den Geschäftsberichten auf unserer Webseite entnommen werden. 

Die Zielplanungen zum Deutschlandtakt legen nicht fest, ob eine Neubaustrecke nur für den Personenverkehr gebaut wird. SMA geht davon aus, dass neue Neubaustrecken auch dem Güterverkehr dienen. Entsprechend der Prognose werden die vorhandenen und fahrplanbasiert neu abgeleiteten Schnellfahrstrecken auch vom Güterverkehr genutzt. Eine Mischnutzung ist im Deutschlandtakt entsprechend unterstellt.

Im Rahmen der Planungen zum Zielfahrplan sind vorhandene und im Bau befindliche Infrastrukturmaßnahmen entsprechend ihrer Ausplanung unterstellt. Sollten in ihrem Bereich bzw. in ihrem Umfeld im Falle nicht ausreichender Infrastrukturdimensionierungen Engpässe identifiziert worden sein, wurde die entsprechend auflösende Infrastruktur fahrplanbasiert abgeleitet. Beispielsweise wurden zusätzliche Maßnahmen zur Fahrzeitverkürzung zwischen Nürnberg und Erfurt vorgesehen und die Einbindung der NBS Mannheim – Stuttgart in den neuen Hauptbahnhof Stuttgart optimiert.

Aufgrund der Menge der Züge in Hannover und in Bielefeld gibt es in beiden Knoten zahlreiche Anschlüsse, die erhebliche Reisezeitverkürzungen gegenüber dem heutigen Zustand mit netzweiter Wirkung ermöglichen. Die auf Basis der Interessengruppenerwartung wichtigsten Anschlüsse des Zielfahrplanes in Hannover sind (Städte sind eine Auswahl und symbolisieren auch andere Städte der jeweils angefahrenen Linien, inkl. Umsteigezeit, aufgrund Fahrplansymmetrie nur jeweils eine Richtung ausgewiesen, keine Berücksichtigung der Taktfrequenz, ohne Einzelzüge):

Relation Situation 2021 3. Gutachterentwurf
  Fahrzeit [h:Min] Umsteigezeit [Min] Fahrzeit [h:Min] Umsteigezeit [Min]
Bremen - Berlin 3:01 8 2:39 11
Dortmund - Magdeburg 3:06 8 2:37 6
Dortmund - Peine 2:34 27 1:48 11
Dortmund - Gifhorn 2:38 20 2:10 19
Bielefeld - Hamburg 2:16 8 1:50 16
Wolfsburg - Hamburg 2:01 8 1:51 19
Bremen - München (U in Hannover) 5:25 12 4:54 11
Minden - Berlin 2:21 13 2:03 10
Bielefeld - Celle 1:29 12 1:02 7
Celle - Fulda 2:07 16 1:57 8
Dortmund - Goslar 3:05 20 2:43 13
Hamburg - Goslar 2:29 10 2:21 17/8
Hamburg - Kreiensen (1) 2:17 / 2:23
(2-stdl. alternierend)
11 / 16 1:59 (nur 2-stdl) 10
Hamburg - Kreiensen (2) 2:12 (halbstündlich) 22
Berlin - Sarstedt 2:14 20 1:47 9
Hameln - Berlin 2:50 28 2:24 14
Hameln - Hamburg 2:15 17 1:59 14

Die auf Basis der Interessengruppenerwartung wichtigsten Anschlüsse des Zielfahrplanes in Bielefeld sind (Städte sind eine Auswahl und symbolisieren auch andere Städte der jeweils angefahrenen Linien, inkl. Umsteigezeit, aufgrund Fahrplansymmetrie nur jeweils eine Richtung ausgewiesen, keine Berücksichtigung der Taktfrequenz, ohne Einzelzüge):

Relation Situation 2021 3. Gutachterentwurf
  Fahrzeit [h:Min] Umsteigezeit [Min] Fahrzeit [h:Min] Umsteigezeit [Min]
Berlin - Gütersloh 2:52 6 2:21 9
Hannover - Rahden (über BI) 2:19 29 1:50 17
Hannover - Warendorf 2:38 53 1:29 9
Hannover - Rheda 1:12 6 1:03 9
Hamm - Herford 0:49 14 0:35 7
Hamm - Lage 1:02 13 1:06 22
Köln - Sennestadt 2:31 28 2:07 16

Für die Verbindung Hannover – NRW ist die für einen ITF erforderliche Kantenzeit zwischen Hamm und Hannover relevant. Diese ist im 3. Gutachterentwurf mit 54 Minuten bemessen. Aufgrund der Netzlage des Hauptbahnhofs Bielefeld unterliegt dieser nicht der unmittelbaren Anforderung einer  ITF-konformen Kantenzeit, sondern begründet sich aus der ITF-konformen Kantenzeit zwischen Hamm und Hannover. Die Umstiege in Bielefeld auf den Nahverkehr sind Richtungsanschlüsse und weisen bei der aktuellen Gestaltung des Zielfahrplans in der Regel attraktive Übergangszeiten auf. 

Dieser Fehlanschluss ist bekannt und betrifft nur Reisende mit Ziel bzw. Quelle Bielefeld. Es besteht aber mit einer anderen FV-Linie eine zweistündlich alternative Fahrmöglichkeit. Die Zentren Minden und Herford sowie Osnabrück sind über andere FV-Linien optimal an München angebunden. Reisende aus dem westlichen Westfalen, also Hamm und Umgebung, reisen nach Bayern schneller über Dortmund – Frankfurt. Zudem bietet auch die Relation über Altenbeken – Kassel, je nach konkretem genauen Ziel- bzw. Quellbahnhof in Westfalen eine Alternativverbindung. 

Dieser Fehlanschluss ist systembedingt und bereits im heutigen Fahrplankonzept so vorhanden, da die Linie nach München in Hannover aufgrund der Knotengestaltungen in Bayern zur Minute 30 liegt, und der Verkehr Ost-West wie bereits an anderer Stelle beschrieben ebenfalls zu den Minuten 0 und 30 liegen muss. 

Trotz des Fehlanschlusses verkürzt sich die Reisezeit von Bielefeld nach München über Hannover im Deutschlandtakt um stündlich 40 Minuten auf 4:40 Stunden im Gegensatz zu heute zweistündlich mit 5:20 Stunden. Auch heute besteht in Hannover kein Anschluss zwischen den ICE-Linien NRW – Berlin mit der ICE-Linie Hamburg – München. Die Gründe für die Reisezeitverkürzung sind der Halbstundentakt Bielefeld – Hannover (Verkürzung der Umsteigezeit vom ICE auf ICE von rund 60 Minuten auf 31 Minuten) und die Neubaustrecke Würzburg – Nürnberg. Zudem gibt es zweistündlich eine weitere Umsteigeverbindung über Hannover mit der Linie FV91 und kurzem Umstieg in Hannover. Hier besteht eine Fahrzeit von 5:15 Stunden. Diese Verbindung, die die halbstündlichen Umsteigebeziehungen ergänzt, ist vor allem für die Verbindungen Bielefeld – Göttingen oder Bielefeld – Fulda relevant. 

Die jeweiligen Möglichkeiten der Gleistopologien in den Bahnhöfen sind in den Planungen berücksichtigt. In Großknoten sind die Gleisbelegungen detailliert ausgeplant worden. Im Falle von Engpässen oder zu wenig Gleisen ist Infrastruktur, beispielsweise zusätzliche Weichen oder Bahnsteigkanten, fahrplanbasiert abgeleitet worden.

Der 2. Gutachterentwurf ist einer wirtschaftlichen Grobbewertung unterzogen worden. Diese hatte das Ziel, die Gesamtmenge der Infrastrukturmaßnahmen und der Verkehrsangebote wirtschaftlich zu dimensionieren. Unwirtschaftliche Angebote und Infrastrukturen wurden identifiziert und für den 3. Gutachterentwurf herausgenommen, um die Gesamtbewertung des 3. Gutachterentwurfs nicht zu belasten. Dadurch werden „utopisch teure“ Maßnahmen frühzeitig erkannt. 

Grundsätzlich gilt, dass Maßnahmen nur umgesetzt werden können, wenn sie wirtschaftlich tragfähig sind, also deren Nutzen-Kosten-Verhältnis mindestens 1,0 beträgt. Derzeit erfolgt die volkswirtschaftliche Bewertung der für den Deutschlandtakt abgeleiteten bedarfsplanrelevanten Maßnahmen in einem Gesamtplanfall. Die Ergebnisse sollen in Kürze vorliegen und werden anschließend entsprechend veröffentlicht. 

Der Zielfahrplan gibt Zielfahrzeiten vor. Bei der Ableitung von neuer Infrastruktur wurde untersucht, ob die Zielfahrzeiten mit den zugrunde gelegten Zugcharakteristiken auch realistisch erreicht werden können und die Infrastrukturvorschläge konzeptionell umsetzbar sind, sie also auf erfüllbaren Annahmen beruhen. Die bautechnische Realisierbarkeit prüft der Gutachter Schüßler-Plan im Zuge der Trassen- und Kostenplausibilisierung. Die Grobbewertung hat aber die Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit bereits abgeschätzt. 

Die infrastrukturellen und regeltechnischen Voraussetzungen für eine eisenbahnbetriebliche Planung sind entsprechend der geltenden Regeln berücksichtigt. Sofern Engpässe oder nicht ausreichend vorhandene Infrastruktur identifiziert wurde, ist Infrastruktur fahrplanbasiert abgeleitet worden. Die Planungen haben makroskopischen Charakter, sind also minutengenau geplant. 

Die im Netz der DB AG realistischen Möglichkeiten der vorhandenen Infrastruktur sind damit berücksichtigt.

Der Fahrplan enthält die geforderten Pufferzeiten, Reserven und Bauzuschläge gemäß der Richtlinien der DB Netz AG. Weitere Reserven und Zuschläge sind nicht vorgesehen, um die gewünschten bzw. realisierbaren Reisezeiten zu erreichen. Zum Thema Witterung siehe Frage oben. 

Der Fahrplan enthält die geforderten Pufferzeiten, Reserven und Bauzuschläge gemäß der Richtlinien der DB Netz AG. Damit werden Verspätungen zum Teil kompensiert und die Anschlüsse dennoch bei kleineren Verspätungen sichergestellt. Für Baumaßnahmen werden üblicherweise separate Fahrpläne erstellt. 

Zusätzliche Zuschläge für Stoßzeiten sind nicht vorgesehen bzw. in den festgelegten Werten für bahnsteig-gleiche und bahnsteig-ungleiche Umstiege enthalten. Aufgrund der zusätzlichen Personenunterführung in Hannover Hbf ist eine erhebliche Kapazitätserweiterung für die Verkehrsflächen vorgesehen. 

Für den nicht bahnsteiggleichen Umstieg sind 7 Minuten vorgesehen. Heute sind 8 Minuten gefordert, aufgrund der zusätzlich abgeleiteten Personenunterführung verkürzen sich Wege, so dass wir die Umsteigezeit leicht auf 7 Minuten reduziert haben. 

9 + 6 =
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