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Deutschlandtakt

Erst der Fahrplan, dann der Bauplan - Wir erklären den Deutschlandtakt.
Der Deutschlandtakt. Anklicken zum Ansehen. Quelle: BMDV
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Der Deutschlandtakt

Der Deutschlandtakt ist ein integrierter Taktfahrplan für ganz Deutschland. Hier erklären wir: Wie funktioniert der Fahrplan? Welche Fahrzeiten zwischen Hannover, Bielefeld und Hamm sind nötig? Was hat der Fahrplan mit dem Bauplan zu tun? Am Ende erläutern wir die Geschichte hinter dem Deutschlandtakt und wichtige Gesetze.

 

Gut zu wissen - Der Deutschlandtakt im Dialog

Mehrfach hat das Bundesverkehrsministerium (BMDV ) den Deutschlandtakt mit Menschen aus der Region erörtert. So zum Beispiel bei den Terminen:

19.04.2021: Plenum erörtert Deutschlandtakt mit BMDV
09.02.2023: WDR5 Stadtgespräch in Vlotho 
06.03.2023: Menschen aus der Region beim BMDV in Berlin 
13.03.2023: Sitzung des Regionalrats Detmold 
10.08.2023: Regionalkonferenz NRW zum Deutschlandtakt in Münster 

Integrierter Taktfahrplan. Was ist das?

Der Deutschlandtakt ist ein integrierter Taktfahrplan für ganz Deutschland. Integriert oder integral heißt hier: abgestimmt. Alle Bahnlinien fahren aufeinander abgestimmt. Möglichst viele Nah- und Fernzüge kommen gleichzeitig im Bahnhof an. Fahrgäste steigen in alle Richtungen um. Weiter geht's. Am nächsten Bahnhof dasselbe. Wartezeit und Fahrzeit werden kürzer. Grenzen setzt aber die Zahl der Bahnsteige.

Taktfahrplan heißt: Die Züge fahren regelmäßig stündlich oder halbstündlich immer zur selben Minute. Also etwa um 8:05 Uhr, 8:35, 9:05, 9:35, 10:05 und so weiter. Der Blick in den Fahrplan wird überflüssig. Dazwischen fahren Güterzüge.

Die Züge beider Richtungen einer Linie sollen sich am Bahnhof treffen. (Also von Hannover nach Hamm und zurück). Das klappt, wenn Fahrzeit plus Umsteigezeit die Hälfte der Taktzeit beträgt. Oder ein Vielfaches davon. Beim 60-Minuten-Takt also 30, 60, 90 Minuten und so weiter. Beim 30-Minuten-Takt 15, 30, 45 Minuten und so weiter. Fahrzeit plus Umsteigezeit nennen Fachleute Kantenzeit.

  • Klarer Takt: Züge fahren regelmäßig. Alle 30 oder 60 Minuten. Der Blick in den Fahrplan wird überflüssig.  
     
  • Integriert vor Ort: Züge kommen gleichzeitig im Bahnhof an. Kurze Wartezeit. Kurze Fahrzeit.  
     
  • Integriert im Netz: Der Takt klappt in vielen Bahnhöfen. Die Fahrzeit zwischen Bahnhöfen muss beim Stundentakt ein Vielfaches von 30 Minuten betragen. Also 30, 60 oder 90 Minuten. Dann treffen sich die Züge zur vollen oder halben Stunde in den Bahnhöfen. Für Hamm–Hannover sind 54 Minuten optimal. 6 Minuten für's Umsteigen.

Wie passen 31 Minuten zum Deutschlandtakt?

Wichtig sind vor allem die 54 Minuten Fahrzeit für Hannover–Hamm. Dann klappen der 60- und 30-Minuten-Takt. Denn in Hamm und Hannover treffen sich viele Fernzüge. Die nötigen 22 Minuten weniger Fahrzeit können wir vor allem durch Umbau der kurvigen und längeren Strecke Hannover–Bielefeld gewinnen. Das zeigt bereits ein Blick auf die Landkarte.

31 Minuten für Hannover–Bielefeld sind nicht optimal für den Deutschlandtakt . Aber da sich in Bielefeld keine Fernstrecken kreuzen, ist die Abweichung vom Ideal unter 30 Minuten vertretbar. Die meisten Anschlüsse zum Nahverkehr gelingen.

Der Ausbau von Bielefeld–Hamm auf Tempo 300 kann weitere 5 Minuten sparen. So wird Hannover–Hamm in 54 Minuten möglich. Das passt perfekt zum Deutschlandtakt.

Erst der Fahrplan, dann der Bauplan

Der Deutschlandtakt gilt für ganz Deutschland. Alles hängt mit allem zusammen. Darum wird an einigen Stellen die Fahrzeit angepasst. Dafür brauchen wir neue Strecken. Wie zum Beispiel:

Ulm-Augsburg 

Heute fahren Züge zwischen Ulm und Augsburg 40 Minuten. Für den Deutschlandtakt müssen es unter 30 Minuten sein. Darum wird eine Neubaustrecke mit 26 Minuten Fahrzeit geplant. Dann schaffen die Fern-Züge den Deutschlandtakt. Zusätzlich wird an der neuen Strecke ein neuer Bahnhof für Regional-Züge gebaut. So wird die Region besser an die Bahn angebunden. Mehr Menschen fahren mit dem Zug. Das ist gut für die Wirtschaft und das Klima. 

Lübeck-Schwerin

Eine neue Verbindungskurve ermöglicht eine Direktverbindung zwischen beiden Städten. Kein Umstieg ist mehr nötig. Die Fahrzeit sinkt um 11 Minuten auf 51 Minuten. Das passt ideal zum Deutschlandtakt.

Neben diesen beiden Beispielen gibt es 180 Maßnahmen für den Deutschlandtakt. Der Deutschlandtakt ist ein Projekt für viele Jahre. Mit jedem fertigen Projekt wird der Fahrplan ein Stück besser.

Wer hat den Deutschlandtakt entwickelt?

Der Deutschlandtakt hat viele Väter und Mütter. 2008 gründeten sechs Personen die "Initiative Deutschland-Takt". Dabei ist Bernhard Wewers, Präsident der "Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (BAG-SPNV )", heute: Bundesverband SchienenNahverkehr. Öffentlicher Nahverkehr und Fernverkehr sollen besser abgestimmt werden. Der Deutschlandtakt ist also insbesondere eine Initiative der Träger des Nahverkehrs.

2009 und 2013 stand der Deutschlandtakt in den Koalitionsverträgen der Bundesregierungen. 2016 beauftragte die Bundesregierung Fachleute mit der Planung. Als Gutachtende wirken mit: sma und Partner (Schweiz), VIA Consulting&Development GmbH, Intraplan Consult GmbH, Verkehrswissenschaftliches Institut der RWTH Aachen, CP/COMPARTNER und Universität Passau, Lehrprofessur für Öffentliches Recht.

Die Zwischenergebnisse, Varianten und Ergebnisse zum Deutschlandtakt diskutierten die Gutachtende mit der AG1 des Zukunftsbündnisses Schiene. Jetzt heißt diese Gruppe Koordinierungsgruppe Deutschlandtakt. Hier erörtern Interessengruppen die Gutachterentwürfe.

  • Allianz pro Schiene

  • Allrail

  • Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (BAG-SPNV , 4 feste Aufgabenträger)

  • Bundesländer, geführt vom Land das Verkehrsministerkonferenz vorsteht

  • Bundesnetzagentur

  • Bundesverkehrsministerium

  • DB AG

  • Eisenbahnbundesamt

  • Flixtrain

  • Gewerkschaft der Lokomotivführer Deutschlands

  • Mofair (Bündnis für fairen Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr, Hans Leister)

  • Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE)

  • Pro Bahn (Fahrgastverband)

  • Verkehrsclub Deutschland (VCD)

Chronologie vom Deutschlandtakt

Die Schweiz führt einen nationalen Taktfahrplan ein. Seither wird dieser Fahrplan alle paar Jahre weiter optimiert. Zuletzt haben die Schweizer beispielsweise in Zürich einen zusätzlichen Tunnel für den überlasteten Hauptbahnbahnhof gebaut.

Im Frühjahr 2008 gründen sechs Personen die "Initiative Deutschlandtakt". Die gemeinsamen Ziele: Bahnfahren soll attraktiver werden. Mehr Menschen sollen die umweltfreundliche Bahn nutzen.

Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP nimmt den Deutschland-Takt auf. "Wir werden die Vorschläge zur Einführung eines Deutschlandtaktes im Schienenpersonenverkehr einer sorgfältigen Überprüfung unter Beteiligung der Länder unterziehen." (WACHSTUM. BILDUNG. ZUSAMMENHALT. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP, 2009)

Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wird der Deutschland-Takt als Ziel aufgenommen. "Die Planung der Schienenwege werden wir am Ziel eines Deutschland-Takts mit bundesweit aufeinander abgestimmten Anschlüssen sowie leistungsfähigen Güterverkehrstrassen ausrichten." (Deutschlands Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 2013: Seite 31)

Die 2013 beauftragten Fachleute vom Institut für Verkehrswesen, Eisenbahnbau und -betrieb der Technischen Universität Braunschweig zeigen: Ein Deutschland-Takt ist betrieblich, technisch und rechtlich machbar.

Das Bundesverkehrsministerium (BMVI ) legt den Bundesverkehrs­wegeplan für die Zeit 2030 und später vor. Erstmals plante das BMVI mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung. Der Plan ist die Grundlage für das Bundesschienen­wege­ausbau­gesetz.

Zeitnah zur Fertigstellung des Bundesverkehrswegeplans beauftragt das Bundesverkehrsministerium (BMVI) Gutachter. Die Gutachter sollen einen integrierten Taktfahrplan für das deutsche Schienennetz entwickeln - den Deutschland-Takt.

Am 23.12.2016 beschließt der Bundestag das Bundesschienenwegeausbaugesetz. In der Anlage zu §1 werden die vordringlichen Projekte aufgelistet. Dazu gehört "ABS/NBS Hannover–Bielefeld". Mit einer Fußnote wird ergänzt: "Ohne Querung Seelze-Süd und ohne Tunnel Jakobsberg unter der Maßgabe, dass die für einen Deutschland-Takt erforderliche Fahrzeitverkürzung von voraussichtlich acht Minuten erreicht wird." (Der 1. Entwurf des Deutschlandtakts von 2018 konkretisiert die Fahrzeit auf 17 Minuten.)

Bereits im 1. Entwurf des Deutschland-Takts stehen für Hannover–Bielefeld 31 Minuten Fahrzeit. 17 Minuten schneller als heute. Für Hannover–Hamm 54 Minuten plus sechs Minuten für das Umsteigen. Für Hannover–Hamm passt der Takt. Die etwas zu lange Fahrzeit für Hannover–Bielefeld ist verschmerzbar. Denn die meisten Züge des Nahverkehrs werden in Bielefeld erreicht. Und kreuzende Fernzüge gibt es nicht.

Nach dem 2. Entwurf des Deutschlandtakts schätzten die Gutachtenden grob die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahmen. Baumaßnahmen mit höheren Kosten als Nutzen wurden aus dem Deutschlandtakt herausgenommen. Die beschleunigenden Maßnahmen zwischen Berlin und Dortmund werden weiter betrachtet. Das gilt auch für Hannover–Bielefeld.

Im 3. Entwurf haben die Gutachter grobe Kostenbetrachtungen und Anregugnen von Interessengruppen eingearbeitet. Am 15. Juli wird der Entwurf in einer Akteurskonfernz besprochen. Die 31 Minuten für Hannover-Bielefeld und 54 Minuten für Hannover-Hamm bleiben erhalten.

Im Sommer 2021 wollen die Gutachtenden genauere Aussagen zur Wirtschaftlichkeit aller baulichen Maßnahmen vorlegen. Für Hannover-Bielefeld hatten Fachleute diese Betrachtungen im vorhinein vorgenommen. So konnten die Planungen bereits Ende 2020 beginnen.

Im Jahr 2022 wurde der Abschlussbericht zum Zielfahrplan Deutschlandtakt veröffentlicht.

Durch das Gesetz zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren hat der Bund bedarfsplan-relevante Maßnahmen des Deutschlandtakts ins Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSWAG ) geschrieben.

2024 fand eine Bedarfsplanüberprüfung und Fortschreibung des Zielfahrplans Deutschlandtakt auf Basis der Verkehrsprognose 2040 statt.



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